Methodische Handreichung für erste Begegnungen mit der deutschen Sprache
„Hayya“ bedeutet auf Arabisch „Los, auf geht’s!“ und ist gleichzeitig das Motto der Broschüre, die geflüchteten Kindern aus dem arabischen Raum (4 – 10 Jahre alt) eine erste spielerische Begegnung mit der deutschen Sprache ermöglichen soll.
Kern der Handreichung, die mit Unterstützung der EU-Geschäftsstelle der Bezirksregierung Köln umgesetzt wurde, sind zehn reich illustrierte, kleine Alltagsgeschichten, die nicht vorgelesen, sondern mittels Gestik und Mimik nachgespielt und gesprochen werden. Orientiert am Erwerb der Muttersprache baut die Methode darauf, dass Kinder Fremdsprachen am besten (und am liebsten!) lernen, wenn das Neue in bekannte oder spannende Situationen eingebunden ist und mit allen Sinnen erfasst werden kann.
Das gemeinsame Spielen einer Geschichte dauert fünf bis zehn Minuten; es geht in erster Linie darum, eine erste Begegnung mit der Fremdsprache zu arrangieren, also um die Gewöhnung an den Klang und die Aussprache. Klassische Methoden des frühen Fremdsprachenlernens sind damit aber selbstverständlich uneingeschränkt kombinierbar.
Bei den Kindern sind übrigens keinerlei Vorkenntnisse erforderlich. Skripts mit detaillierten Instruktionen helfen bei der Vorbereitung, so dass – wie beim Theaterspielen –einmalig Texte bzw. Abfolgen von Szenen einstudiert werden, die dann immer wieder abrufbar sind.
Neben der Handreichung für die „Lehrpersonen“ gibt es auch ein kindgerechtes Ausmalbuch, das deutsch/arabische Wörter aus der Broschüre aufgreift.
Die Idee kommt von dem EU geförderten Projekt „linguacluster“, das Kinder spielerisch an die Sprachen der Euregio Maas-Rhein (Deutsch, Französisch und Niederländisch) heranführen sollte. Die Broschüre übernimmt in den Grundzügen die Geschichten und Ideen von „linguacluster“ und wurde vor dem Hintergrund der interkulturellenUnterschiede etwas angepasst.
Zurzeit wird „Hayya!“ von der PXL-Hogeschool in Hasselt/Belgien mit der finanziellen Unterstützung der Taalunie, Den Haag ins Niederländische übersetzt.
Erklärung zur Juryentscheidung:
Die Jury fand es bemerkenswert und ganz im Sinne der Euregio-Maas-Rhein, dass eine deutsche Institution sich in Ostbelgien um das Sprachensiegel beworben hat und hofft, dass es bei uns Nachahmer findet. Methodisch ist das Projekt musterhaft, so die Jury. Es integriert die Erkenntnisse des frühen Fremdsprachenlernens: spielerisch vorgehen und die Kinder in ein Sprachbad tauchen. Das ist wirklich “eine Sprache lernen ohne Mühe”. Die Arbeitsmaterialien sind professionell gemacht und umfassen 10 Geschichten mit Illustrationen, einem Skript, einer Anleitung und einem Ausmalheft für die Kinder. Die Vernetzung des Projektes wurde auch als sehr positiv bewertet (Übertragung auf den niederländischen Sprachraum).
Fragen an die Projektinitiatorin Frau Mirto Valsamidou, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Bildung und Wissen:
Was hat Sie dazu bewegt dieses Projekt zu entwickeln und sich für das Europäische Sprachensiegel zu bewerben?
Die positiven Erfahrungen, die in vielen Grundschulen der Euregio Maas-Rhein mit der Methode „Auf die Plätze, klaar, partez“ im Rahmen des INTERREG IV-A-Projektes „linguacluster“ gemacht wurden. Dabei ging es hautsächlich darum, den Kindern erste Einblicke in die Sprachen der Nachbarländer zu vermitteln. Mit „Hayya! – Geschichten spielen – Deutsch lernen“ wurde die Methode für das frühe Fremdsprachenlernen zu einem niedrigschwelligen Format weiterentwickelt, das geflüchteten Kindern eine erste, spielerische Begegnung mit der deutschen Sprache ermöglicht.
Was wünschen Sie Ihrem Projekt für die Zukunft?
Die Übertragung und Verbreitung des Projektes auf andere deutsche Bundesländer, sowie auf alle europäischen Länder, die geflüchtete Familien aufgenommen haben.
Ansprechperson:
Frau Mirto Valsamidou (wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Bildung und Wissen)
Dennewartstraße 25-27
52068 Aachen
T.: +49 (0)241 963-1952
E-Mail: valsamidou@regionaachen.de